Amphibien-Schutzzaun bei Neuhof


Die Landstraße K 37 bei Neuhof führt zwischen dem Überwinterungsquartier, dem sumpfigen Gebiet an der Müritz-Elde-Wasserstraße, und dem Laichgebiet, den periodischen Karpfenteichen mit Grabensystemen, hindurch. Mit Unterstützung ehrenamtlicher Helfer wird seit 1998 von März bis Mai an dieser Straße eine mobile/ saisonale Leiteinrichtung (umgangssprachlich Krötenzaun genannt) errichtet, kontrolliert sowie nach der Saison wieder abgebaut und eingelagert. In den Jahren 1998-2011 konnten so Daten über das Artenspektrum, die Individuenanzahl, die Wanderungsaktivität mit den beeinflussenden Umweltfaktoren, die Hauptwanderungsrichtung und die örtliche Konzentration der wandernden Amphibien gewonnen werden. Die vorliegenden Untersuchungsergebnisse rechtfertigen die Errichtung einer dauerhaften Leiteinrichtung mit Straßenuntertunnelung. Sie sollen der Planung einer solchen Anlage dienen. Die Auswertung der Zählergebnisse und die Arterfassung der Amphibien ist gleichzeitig ein Nachweis über das Amphibien-Vorkommen im südlichsten Bereich des NSG „Fischteiche in der Lewitz“.

 

zu den Untersuchungsergebnissen 2006 - 2011

Abschlussbericht zum Projektende 2019

Zusammenstellung und Auswertung der
Untersuchungsergebnisse 1998-2005

Übersicht über die Individuenanzahlen und über das Artenspektrum

Sechs Lurcharten mit sehr unterschiedlich großen Populationen konnten nachgewiesen werden. Dabei wurden aufgrund der schwierigen Unterscheidung unter dem Oberbegriff „Grünfrosch“ der Kleine Wasserfrosch, der Teichfrosch und der Seefrosch als eine Art erfasst. Unter dem Oberbegriff „Braunfrosch“ wurden aus dem gleichen Grund der Moor- und der Grasfrosch als eine Art erfasst.
Die manchmal sehr variierenden Zählergebnisse sind teilweise durch folgende Einflüsse aufgetreten:

  • Der Krötenzaun wurde bis 2000 jedes Jahr erweitert

  • Das Jahr 2002 war durch einen sehr milden Winter gekennzeichnet, so das Frühlaicher wie die Erdkröte und der Teichmolch bereits im Februar vor der Errichtung des Zaunes gewandert sein könnten

  • Das Jahr 2005 war wiederum durch einen sehr kalten und langen Winter gekennzeichnet, so dass wahrscheinlich erstmals alle Frühlaicher vollständig nach der Errichtung des Zaunes gewandert sind

Insgesamt wurden in jedem Jahr durchschnittlich 1447 Amphibien erfasst.

Jahr Erdkröte Braunfrosch Grünfrosch Teichmolch Wechselkr. Knoblauchkr. Gesamt

1998

802

161

71

5

4

0

1043

1999

967

234

90

16

14

5

1327

2000

1261

192

88

50

6

5

1603

2001

948

128

111

70

7

8

1273

2002

424

226

102

47

5

4

808

2003

781

576

81

319

3

0

1760

2004

793

293

142

26

1

0

1255

2005

959

903

96

545

0

0

2511


Die Erdkröte ist die häufigste Lurchart,

die Knoblauchkröte dagegen am seltensten.

Erdkoete 

 Knoblauchkröte


Krötenarten


Übersicht über die Individuenanzahlen und über das Artenspektrum

Aus den Jahren 1998-2005 wurde hier für jede Art der Mittelwert gebildet.
Die Erdkröte ist mit 61 % die mit Abstand häufigste Lurchart. Den 2. Platz - weit abgeschlagen - belegt der Grasfrosch mit 23% gefolgt vom Teichmolch und vom Grünfrosch. Den Schluss bilden Wechsel-, Knoblauchkröte und Rotbauchunke, welche in dieser Statistik eine Randerscheinung darstellen.

Artenverteilung


Wanderungsaktivitäten in Abhängigkeit von Datum und Temperatur

Die Wanderung der Lurche ist arten-, zeit-, temperatur und wetterabhängig.
Wie am Beispiel des Diagramms aus dem Jahr 1999 zu sehen ist, beginnt in den ersten frostfreien Nächten (im Normalfall Anfang März) zögerlich die Wanderung. Bei Nachttemperaturen über 5°C kommt es dann zu großen konzentrierten Schüben. Gewandert wird bevorzugt bei feuchtem, regnerischen Wetter in der Nacht und in der Dämmerung.
Vom 25.3. bis 7.4. = 14 Tage zog, zusammenhängend mit dem deutlichen Anstieg der Temperaturen, der Hauptteil der 1999 erfassten Lurche in die Laichbiotope. In Zahlen ausgedrückt: In 28,6 % der Betreuungszeit wanderten 84,2 % (= 1117) der Individuen. Ab dem 8.4. ging die Aktivität deutlich zurück. Die ersten ziehenden Lurche im zeitigen Frühjahr sind die Frühlaicher Erdkröte und Teichmolch, die letzten sind die Grünfrösche.
Die Hauptwanderung erfolgt aus Richtung der Müritz-Elde-Wasserstraße (Winterquartier) in Richtung der Lewitzteiche (Laichgewässer). Temperatureinbrüche (unter 0°C) führen zu einer Unterbrechung der Wanderung. An diesen Tagen sind am Zaun oft überhaupt keine Lurche nachzuweisen. Bei einer Erwärmung folgt dann der nächste Wanderungsschub. Den absoluten Rekord hält dabei das Zählergebnis vom 17.3.2005. 531 Individuen konnten an diesem Tag gezählt werden. Bis zu 50 Tiere befinden sich an solchen Spitzentagen in einem einzigen Eimer.





Zusammenstellung und Auswertung der
Untersuchungsergebnisse 2006-2011


Übersicht über die Individuenanzahlen und über das Artenspektrum 

Das Artenspektrum umfasst 2006 - 2011 sechs Lurcharten mit sehr unterschiedlich großen Populationen. Wieder wurden unter dem Oberbegriff „Grünfrosch“ der Kleine Wasserfrosch, der Teichfrosch und der Seefrosch als eine Art erfasst, unter dem Oberbegriff „Braunfrosch“ der Moor- und der Grasfrosch.
Die manchmal sehr unterschiedlichen Zählergebnisse sind u. a. durch die unterschiedlich starken und langen Winter und die dadurch verursachten variierenden Aufbauzeiträume bwz. das abweichende Wanderverhalten der Amphibien bedingt worden. Teichmolch und Braunfrösche sind als Frühlaicher am schwersten komplett zu erfassen, da ein Teil der Tiere in manchen Jahren schon vor dem Aufbau des Zauns gewandert sein wird. Die Erdkröte wandert unabhängiger von der Witterung verstärkt ab der zweiten Märzhälfte und die Grünfrösche gehören immer zu den letzten Wandern, wenn der Krötenzaun bereits steht.

Insgesamt wurden in jedem Jahr durchschnittlich 1329 Amphibien erfasst.

1998 bis 2005 waren es 1447 Tiere. Das Jahr 2011 stellt allerdings ein Extrem da, welches das Gesamtergebnis stark nach unten drückt.

Jahr Erdkröte Braunfrosch Grünfrosch Teichmolch

Rotbauchunke

Gesamt

2006

991

487

53

513

7

2051

2007

577

261

153

238

3

1232

2008

753

144

39

61

13

1011

2009

1244

160

61

65

20

1551

2010

1227

61

26

87

11

1412

2011

563

70

40

9

34

716

ø

893

197

62

162

15

1329

%

67 %

15 %

5 %

12 %

1 %

100 %


Rotbauchunke in Abwehrhaltung

Portrait Erdkröte

 

 



Artenspektrum und Individuenanzahlen 2006-2011



Prozentuale Artenverteilung
Aus den Jahren 2006-2011 wurde für jede Art der Mittelwert gebildet (in Klammern zum Vergleich der Durchschnittswert der Jahre 1998-2005).
Die Erdkröte ist mit 67 % (61 %) die mit Abstand häufigste Lurchart. Den 2. Platz - weit abgeschlagen - belegt der Braunfrosch mit 15% (23%) gefolgt vom Teichmolch mit 12 % (9%) und vom Grünfrosch mit 5 % (7%). Den Schluss bildet die Rotbauchunke, welche in dieser Statistik eine Randerscheinung darstellt. Aus dem Rahmen fällt aber wieder das Jahr 2011. Hier konnte mit 34 Tieren und 5 % ein absolutes Maximum dieser Art festgestellt werden.


 
Zusammenfassung 

Die jährliche Anzahl der wandernden Amphibien ist schwankend, scheint sich langfristig aber bei durchschnittlich ca. 1400 Individuen einzupendeln. Am konstantesten ist die Erdkrötenpopulation, mit ø fast 70% Anteil. Diese Dominanz hat gegenüber 1998-2005 sogar noch etwas zugenommen. Auch der Grünfrosch liegt mit 5 % Anteil relativ konstant. Die Braunfrosch- und Teichmolchzählergebnisse unterliegen dagegen durch die beschriebene schwierigere Erfassung den größten Schwankungen. Knoblauch und Wechselkröte sind aus dem Artenspektrum verschwunden. Die Rotbauchunke ist ab 2005 eine regelmäßige Erscheinung mit stark zunehmender Tendenz.


Quelle:
FELLNER, B. (1998-2005): Dokumentationen und Auswertungen der Betreuung des Krötenzauns bei Neuhof.- LEWITZPROJEKT Grüne Liga/ NABU/ BUND.

 

Faltblatt "Amphibienschutz in der Lewitz"

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© Erstellt vom Vbf Verlag Burkhard Fellner | allgemeine Informationen

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